Was ist ein Vollspalten-Boden?
Ein Vollspaltenboden kommt in der Haltung von Schweinen und Kühen in Österreich zum Einsatz. Der Boden besteht aus Beton- oder Kunststoffplatten mit Spalten.Von einem Vollspaltenboden spricht man, sofern die gesamte Bodenfläche mit Spalten versehen ist.
Unter dem Vollspaltenboden befinden sich Güllegruben. Diese fangen den Kot und Urin der Tiere auf. Vollspaltenböden werden manchmal auch „vollständig perforierte Böden“ genannt. In einigen Ländern ist die Haltung von Tieren auf Vollspaltenböden verboten.¹
Welche Vorteile hat ein Vollspaltenboden?
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Vollspaltenböden bedeuten weniger Arbeit für Landwirt:innen, da die Stallungen so kaum bis gar nicht gesäubert werden müssen. Kot fällt im Idealfall (vgl. Hygiene) durch die Spalten oder wird von den Tieren durch ihre Bewegungen auf dem Boden durch die Spalten gepresst.
„In der Schweinehaltung haben es Vollspaltenböden ermöglicht, dass viele Tiere auf engem Raum gehalten werden, ohne dass dabei ein hoher Verschmutzungsgrad der Buchten und ein großer Arbeitsaufwand durch die Entmistung entstehen. Die Schweine reinigen die Buchten quasi selbst, indem sie die Ausscheidungen durch ihre Bewegung über die Öffnungen des Spaltenbodens in die darunterliegende Güllegrube treten.“²
Durch den geringen Aufwand ist diese platzsparende Form der Intensivtierhaltung gleichzeitig besonders kostengünstig. Im Zusammenhang mit Vollspaltenböden tauchen jedoch auch diverse Nachteile auf.
Welche Nachteile hat ein Vollspaltenboden?
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Vollspaltenböden haben mehrere Nachteile:
Nachteil Umweltprobleme und Hygiene
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- Schädliche Emissionen
Durch Vollspaltenböden entstehen Gase wie Methan und Ammoniak. Methan ist ein schädliches Treibhausgas, welches die Erderhitzung beschleunigt. Ammoniak kann zur Versauerung von Böden und Gewässern beitragen und die Atemwege von Tieren und Menschen schädigen. Untersuchungen haben gezeigt, dass durch Vollspaltenböden höhere Ammoniak-Emissionen verursacht werden als bei Tierhaltung auf Stroh.³ - Gülleproblem
Die durch die Spalten fallende Gülle wird in großen Mengen in Auffangsysteme geleitet, was zu erheblichen Mengen an Gülle führt, die umweltgerecht entsorgt werden muss. Eine unsachgemäße Entsorgung kann zu Boden- und Wasserverschmutzung führen. Im Vergleich dazu kann Stallmist die Bodenstruktur verbessern und Humus anreichern.⁴ - Hygiene
Obwohl Vollspaltenböden dazu gedacht sind, den Abfall direkt zu entsorgen, kann es dennoch zu Hygieneproblemen kommen, wenn die Auffangsysteme nicht effektiv arbeiten oder die Spalten verstopfen.
Nachteil Erkrankungen und Schmerzen der Tiere
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- Krankheiten und Schmerzen der Tiere
Aus Untersuchungen geht hervor, dass Tiere auf Vollspaltenböden unter gesundheitlichen Problemen leiden: „Auf Vollspaltenböden entwickeln Schweine Schleimbeutelentzündungen und Hautschwielen“. ⁵ Dies ist unter anderem auf den harten Untergrund zurückzuführen. Dazu kommen Reizungen der Augen und der Atemwege durch aufsteigende Ammoniak-Gase aus den Gülle-Gruben unter den Spalten. - Platzmangel
Wie viel Platz einem Tier zugesprochen wird, hängt von seinem Gewicht ab. So ist für ein 85kg-Schwein beispielsweise ein Platz von einem halben Quadratmeter (0,55m²) vorgesehen.⁶ Die geringe Bewegungsfreiheit verhindert, dass die Tiere ihrem natürlichen Verhalten nachgehen können, wie beispielsweise dem Wühlen im Boden. Außerdem fördert der Platzmangel auch Stress und Aggression. - Stress und Aggression
Die schwierigen Bedingungen (Krankheiten, Platzmangel, augen-reizende Ammoniak-Gase) führen für viele Tiere zu Stress. Sie haben keine Möglichkeit, sich auf einem weicheren Untergrund auszuruhen. Der anhaltende Stress kann zu Aggression führen: Die Folge davon sind bei Schweinen oft gegenseitiges Ohren- und Schwanzbeißen.⁷
Strukturierter oder unstrukturierter Vollspaltenboden - was ist der Unterschied?
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In Berichten und Diskussionen rund um das Thema Vollspaltenboden ist eine Unterscheidung zwischen zwei Formen von Vollspaltenböden wichtig:
- Unstrukturierter Vollspaltenboden
- Strukturierter Vollspaltenboden
Bei einem sogenannten „unstrukturierten Vollspaltenboden“ ist die gesamte Bodenfläche mit Spalten in derselben Spaltendichte versehen. Unter einem sogenannten „strukturierten Vollspaltenboden“ versteht man: Eine Teilfläche (ein Drittel) des Bodens hat weniger Spalten.⁸
Auf dieser Grafik wird der Unterschied zwischen einem unstrukturierten Vollspaltenboden (Bild links) und einem strukturierten Vollspaltenboden (Bild rechts) dargestellt.
Bei Diskussionen um ein mögliches Verbot wird häufig nur von unstrukturierten Vollspaltenböden gesprochen. Strukturierte Vollspaltenböden sind in diesem Fall weiterhin erlaubt. Auch hier bleiben jedoch die Nachteile laut einem Experten der Veterinärmedizinischen Universität Wien erhalten⁹. Im Folgenden werden Alternativen zu unstrukturierten und strukturierten Vollspaltenböden dargestellt.
Was sind Alternativen zu Vollspaltenböden?
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Alternative 1 – Liegebereich mit Einstreu
Eine mögliche Alternative zum Vollspaltenboden ist ein Teilspaltenboden. Dieser ist nur teilweise mit Spalten versehen. Zusätzlich gibt es spaltenlose Liegebereiche, welche mit einer Einstreu (zum Beispiel Stroh, Sägemehl, Sand, Rindenmulch oder kompostierten Pilzen) versehen werden. Die positiven Auswirkungen von Stroh auf das Wohlbefinden von Schweinen und Kühen wird in wissenschaftlichen Artikeln beschrieben, wie beispielsweise im Magazin Applied Animal Behaviour Science.¹⁰
Alternative 2 – Teilspaltenboden mit Auslauf
Die oben genannte Alternative kann auch mit einem Auslauf-Bereich für Kühe oder Schweine kombiniert werden.
Alternative 3 – Freiland-, Weidehaltung
Eine weitere Alternative zum Vollspaltenboden ist die Freilandhaltung bzw. die Weidehaltung.
1 – Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (2022): Arbeitsplan Tierschutz 2019 – 2024. Seite 13.
2 – Watz, Beatrice (2021): Der Einfluss von Matten unterschiedlicher Größe auf das Aktivitäts- und Ruheverhalten von Mastschweinen in Vollspaltenbuchten. Veterinärmedizinische Universität Wien: S. 8f.
3 – Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (2022): Arbeitsplan Tierschutz 2019 – 2024. Seite 13. und Philippe F-X, Laitat M, Canart B, Vandenheede M, Nicks B. Gaseous emissions during the fattening of pigs kept either on fully slatted floors or on straw flow. animal. 2007;1(10):1515-1523. doi:10.1017/S1751731107000845 – Onlinequelle.
4 – Greenpeace (2023): Gülle im Überfluss bedroht Trinkwasser und Gewässer. Onlinequelle.
5 – Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (2022): Arbeitsplan Tierschutz 2019 – 2024. Seite 13.
6 – Watz, Beatrice (2021): Der Einfluss von Matten unterschiedlicher Größe auf das Aktivitäts- und Ruheverhalten von Mastschweinen in Vollspaltenbuchten. Veterinärmedizinische Universität Wien: S. 3. Onlinequelle.
7 – Sundrum, Albert (2020): Schwanzbeißen – ein systeminhärentes Problem. Der praktische Tierarzt, Heft 12/2020, Seiten 1213-1227. Onlinequelle.
8 – Freies Radio Freistadt (2024): Podcast-Episode „Schweinehaltung in Österreich“. Onlinequelle.
9 – Oberösterreichische Nachrichten: Schweinehaltung auf Vollspaltböden: “Tiere leben in See von Ausscheidungen”. Onlinequelle vom 12. Jänner 2024.
10 – Tuyttens, Frank André Maurice (2005): “The importance of straw for pig and cattle welfare: A review.” In: Applied Animal Behaviour Science: Volume 92, Issue 3, August 2005, Seiten 261-282. Onlinequelle.
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