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Was ist der Gender Pay Gap genau?

Wie hoch ist er in Österreich?

Zu sehen ist: eine Frau, die ein Symbol zur Gleichstellung in die Kamera hält.

Der sogenannte „Gender-Pay-Gap“ bezeichnet die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern. Diese wird auch oft „Lohnlücke“ genannt. Anhand der Lohnlücke wird sichtbar, ob und wie viel weniger Frauen im Vergleich zu Männern in der Privatwirtschaft verdienen. Für den Gender-Pay-Gap gibt es verschiedene Berechnungsmöglichkeiten, weshalb oft die Frage gestellt wird:

 

Warum gibt es für den Gender-Pay-Gap verschiedene Zahlen?

 

Das liegt an den Unterschieden zwischen dem unbereinigten und dem bereinigten Gender-Pay-Gap:

Der unbereinigte Gender-Pay-Gap

Dieser vergleicht den Stundenverdienst (brutto) zwischen Frauen und Männern. In Österreich lag der unbereinigte Gender-Pay-Gap 2018 bei 20.4%¹ und 2021 bei 18.8%². In den EU-27-Staaten lag der unbereinigte Gender-Pay-Gap im Vergleich dazu im Jahr 2021 bei 12.7%³. Österreich liegt demnach weit hinter dem EU-Durchschnitt.

Die unbereinigte Lohnlücke zeigt strukturelle Unterschiede:

  • Sichtbar wird, wie unterschiedlich hoch die Löhne in verschiedenen Arbeitsbereichen und Branchen Während der durchschnittliche Stundenlohn (brutto) 2018 in der Branche Energieversorgung bei 24.75€ lag, sowie in der Branche der technischen Dienstleistungen bei 18.01€, bekamen Personen im Bereich Erziehung und Unterricht pro Stunde durchschnittlich 16.35€, und Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen 15.73€⁴.
    In einem 2023 durchgeführten Mikrozensus waren 78.2% der unselbstständig Beschäftigten im Bereich Gesundheit und Soziales Frauen, in der Branche der Energieversorgung waren es hingegen nur 21,2%⁵. Dies macht einen Teil der Hintergründe des unbereinigten Gender-Pay-Gap sichtbar.
  • Ein Großteil der unbezahlten Care-Arbeit (Arbeit im Haushalt, Betreuung und Erziehung von Kindern, Pflege von pflegebedürftigen Angehörigen) wird immer noch von Frauen erledigt. „Mit betreuungspflichtigen Kindern unter 15 Jahren im Haushalt unterscheiden sich die Erwerbstätigen-Quoten maßgeblich. Im Jahr 2021 nahmen 67.2% der Frauen und 91% der Männer in dieser Lebenssituation aktiv am Arbeitsmarkt teil.“ ⁶
  • Frauen, die unbezahlte Betreuungspflichten und Care-Arbeit wahrnehmen, können in weiterer Folge oft weniger Berufserfahrung nachweisen, sollten sie wieder in den bezahlten Arbeitsmarkt einsteigen wollen. Dies kann in weiterer Folge wiederum Einfluss auf Führungs- und Qualifikationsanspruch und auf die Höhe des Stundenverdienstes haben.
  • Frauen, die am bezahlten Arbeitsmarkt teilnehmen, arbeiten Großteils in Teilzeit. Laut dem Bundeskanzleramt (2021) arbeiteten 49.6% aller erwerbstätigen Frauen und 11.6% aller erwerbstätigen Männer in Teilzeit.⁷

 

 

Der Equal Pay Day

Ein Tag im Jahr, welcher symbolisch auf diese Ungerechtigkeit der Lohnlücke hinweist, ist der Equal Pay Day. Dieser orientiert sich am unbereinigten Gender-Pay-Gap und zeigt auf, dass viele Frauen im ersten Fünftel des Jahres umsonst arbeiten. Mehr zum Equal Pay Day.

Der bereinigte Gender-Pay-Gap

Die bereinigte Lohnlücke berücksichtigt Merkmale wie Branche, Beruf, Ausbildung, Alter, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit, Vollzeit/Teilzeit, Art des Arbeitsvertrags, Region und Unternehmensgröße. Nach Berücksichtigung dieser Faktoren reduziert sich der geschlechtsspezifische Lohnunterschied von 20.4% (unbereinigter Gender-Pay-Gap in Österreich im Jahr 2018 lt. Statistik Austria) auf 14% (bereinigter Gender-Pay-Gap in Österreich im Jahr 2018 lt. Statistik Austria).

 

Das bedeutet: Durch die im Modell berücksichtigten Faktoren können 6.4 Prozentpunkte erklärt werden, dagegen bleiben 14.0 Prozentpunkte unerklärt. Daran wird deutlich, dass gleiche Arbeit in Österreich ungleich behandelt wird.⁸

Quellenangaben und weitere Informationen

Statistik Austria 2021: Statistische Nachrichten 6/2021 – Gender Pay Gap

2  und 3  Statistik Austria 2023: Pressemitteilung „Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern

trotz Rückgang über dem EU-Durchschnitt“

Statistik Austria 2018: Verdienststruktur

Statistik Austria 2023: Erwerbstätige – Merkmale: Detailtabelle zu Erwerbstätigkeit – Merkmale, AKE 2023

6  Bundeskanzleramt 2021: Frauen und Männer in Österreich. Zahlen, Daten, Fakten 2021. S. 26

7  Bundeskanzleramt 2021: Frauen und Männer in Österreich. Zahlen, Daten, Fakten 2021. S. 27

Statistik Austria 2021: Statistische Nachrichten 6/2021 – Gender Pay Gap

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