Zukunft grüne Industrie
Die Trendwende hin zu einer klimaneutralen Industrie hat Fahrt aufgenommen. Die Treibhausgasemissionen im Industriesektor sind 2022 um 7,2 Prozent auf den tiefsten Stand seit 2005 gesunken. Die klimapolitischen Maßnahmen der Bundesregierung wirken. Der Innovationsgeist der heimischen Unternehmen tut sein Übriges. „Die heimischen Unternehmen haben längst erkannt, dass sie in die Zukunft investieren müssen, um wettbewerbsfähig und marktführend zu bleiben. Das ist keine Frage des Idealismus, sondern des Wettbewerbs“, sagt die Klubobfrau der steirischen Grünen, Sandra Krautwaschl. Sie konnte sich bei zahlreichen Betriebsbesuchen in den vergangenen Monaten davon überzeugen, dass die meisten Wirtschaftstreibenden die Energiewende als Chance und nicht als Bedrohung sehen. „Die heimische Industrie ist bei der Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft schon sehr weit“, so Krautwaschl.
Turbo für grüne Transformation
Für Politik und Wirtschaft ist klar: Die Treibhausgasemissionen müssen weiter sinken. Doch selbst für Betriebe, die bereit sind umzusteigen, sind die Investitionen dafür oft enorm und in vielen Fällen noch nicht rentabel. Hier setzt die so genannte Transformationsoffensive an, ein weltweit einzigartiges Förderprogramm der Bundesregierung, das Unternehmen bei der Umstellung auf klimafreundliche Produktionsanlagen unterstützt. Bis 2030 stehen dafür knapp 3 Milliarden Euro zur Verfügung.
Für Jakob Schwarz, Sprecher für Budget und Steuern des Grünen Klubs im Parlament und Mitverhandler der neuen Förderschiene, war das längst überfällig. „Die Transformationsoffensive soll das, was klimapolitisch sinnvoll ist, auch wirtschaftlich sinnvoll machen. Gerade für die Steiermark ist das eine enorme Herausforderung und Chance zugleich, weil es einen hohen Anteil an energieintensiver und schwer zu dekarbonisierender Industrie gibt, wenn es gelingt sind die Einsparungspotenziale aber umso höher”.
Steirische Erfolgsgeschichten
Auf wie vielfältige Weise die grüne Transformation in den steirischen Industriebetrieben schon jetzt im Gange ist, sehen Krautwaschl und Schwarz auf ihren Unternehmensbesuchen in der Steiermark. An CO2-Einsparungen durch klimafreundliche Prozesse arbeitet man im Stahlwerk Donawitz. Dort wird bis 2027 einer von zwei klassischen Hochöfen auf einen elektrisch betriebenen Lichtbogenofen umgestellt. Ein Projekt, das alleine ein CO2-Einsparungspotenzial von 850.000 Tonnen pro Jahr birgt. Das sind in etwa so viele Emissionen, wie alle Grazerinnen und Grazer in einem halben Jahr verursachen. Der Spatenstich für den Umbau erfolgte in diesen Tagen.
Aber auch Exportprodukte, die auf der ganzen Welt für CO2-Einsparungen sorgen, werden in der Steiermark produziert. Die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei fertigt Güterwaggons für den deutschen Bahnlogistiker Helrom, mit denen LKW-Transporte einfach auf die Schiene verlagert werden können. Auf der von Helrom betriebenen Strecke Wien-Düsseldorf konnten dadurch bereits mehr als 16.000 LKW-Trailer von der Straße auf die Schiene verlagert werden.
In den eigenen Fertigungshallen wird zudem auf höhere Effizienz und grüne Energie gesetzt. So zum Beispiel im Werk der Stahl Judenburg: 80 Prozent der Abwärme vom Walzwerksofen werden bereits im Betrieb zur Heizung von Bürogebäuden und zur Warmwasseraufbereitung zurückgewonnen. 2 400 m² Hallendach sind mit einer Photovoltaikanlage bestückt, die eine Leistung von 400 Kilowattstunden peak (kWhp) erbringt. Dank der neuen Fertigungstechnologie „Reibschweißen“ können sämtliche Arbeitsschritte einer einbaufertigen Kolbenstange in den eigenen Produktionsstätten durchgeführt werden. Das spart rund 50.000 Transportkilometer zu externen Partnern.
Enormes Potenzial für Wandel
„Wir sehen auf unseren Besuchen, dass die steirischen Betriebe schon jetzt mit Tatkraft an ihrer grünen Zukunft arbeiten. Genau das wollen mit der Transformationsoffensive unterstützen. Das Potenzial der grünen Transformation ist nämlich enorm. Für den Standort, für die Unternehmen selbst und für die Erreichung der Klimaziele“, sagt Schwarz.
Als promovierter Atmosphärenphysiker und ehemaliger Klimaforscher am Wegener Center weiß er wie wichtig die rasche Reduktion der Treibhausgasemissionen ist. Gleichzeitig kennt er als vormaliger Berater bei McKinsey & Company die damit verbundenen strategischen Herausforderungen für Unternehmen gut. Dieses Know-how und ermutigende Perspektiven haben Krautwaschl und Schwarz auf ihrer Industrietour mit im Gepäck. Beide wollen den Austausch mit der Industrie auch in den nächsten Monaten fortführen, denn: „Um unsere Klimaziele zu erreichen, sind noch viele weitere Spatenstiche nötig.“
Der Weg zur klimafreundlichen Industrie
Mit der Transformationsoffensive wird der Umstieg auf klimafreundliche Produktionsprozesse gefördert. Bis 2030 werden dafür 2,95 Mrd. Euro bereitgestellt. Unterstützt werden Industrieunternehmen, die nachweislich über 10 Jahre Emissionen einsparen. Um die langfristige Planung für Unternehmen zu ermöglichen, ist die Förderung über ein Sonderbudget im Gesetz verankert.