Industriepolitik im Grünen Herzen Österreichs
Die Grünen als Wirtschaftspartei? So wollen es viele nicht sehen. Doch an Kompetenz und Initiative für den Standort mangelt es der in Regierungsverantwortung gelangten Bewegung längst nicht mehr.
Ganz im Gegenteil: Bereits im Wahlkampf 2019 arbeitete Jakob Schwarz, heute stellvertretender Klubobmann im Nationalrat, an einer Industriestrategie. Grund dafür waren nicht nur die dringend notwendigen Emissionsreduktionen, die er als Atmosphärenphysiker am Wegener Center in Graz selbst erforscht hat, sondern auch wirtschaftliche Einblicke, die Schwarz in den Jahren zuvor bei McKinsey – einer der weltweit größten Unternehmensberatungen – sammeln konnte: „Viele Unternehmen waren der Politik voraus. Sie wussten, dass sich der Markt ändern würde. Was fehlte, war die politische Unterstützung, um diesen Wandel hin zu nachhaltigen Produktionstechnologien voranzutreiben“, sagt der Steirer. Zusammen mit Kolleg:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft hat er sich in den letzten Jahren um Fördermodelle für klimafreundliche Innovationen und Investitionen bemüht. Heute blickt er stolz auf den Transformationsfonds für grüne Produktionsanlagen und andere wichtige Weichenstellungen der Regierungsperiode wie die ökosoziale Steuerreform oder den Freibetrag für Ökoinvestitionen.
Ebenfalls seit 2019 an der Seite von Schwarz: sein steirischer Kollege und mittlerweile Landesgeschäftsführer der steirischen Grünen Timon Scheuer. Die beiden Techniker kennen sich seit der HTL, aber auch das Studium der Volkswirtschaftslehre verbindet sie. Scheuer war selbst mehrere Jahre in der Industrie beschäftigt, bevor es ihn an die Uni und in die Wissenschaft verschlagen hatte. Mit Übernahme seiner derzeitigen Rolle in der Partei erklärte er den Wirtschaftsstandort dann auch in der Steiermark zur Chefinnensache.
Die Industrietour: Grüne Transformation in der Praxis
Die von der steirischen Klubobfrau Sandra Krautwaschl angeführte Industrietour verkörpert das praktische Engagement der steirischen Grünen für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Mit gezielten Besuchen bei Betrieben der Region, die bereits erfolgreich grüne Technologien umsetzen oder dies tun wollen, widmet sie sich konkreten Praxisbeispiele des Wandels und den dafür notwendigen Rahmenbedingungen durch die Politik. Diese Unternehmen demonstrieren, wie die grüne Wende in der Praxis umgesetzt wird: von der Förderung erneuerbarer Energien bis zur Unterstützung nachhaltiger Produktionsprozesse und anderen zukunftsweisenden Innovationen. Es geht um den Austausch mit Führungskräften und Beschäftigten, die am Puls der Zeit arbeiten und den technologischen Umbruch hautnah erleben und gestalten. Die Tour ist damit ein lebendiges Forum für Ideen und Best Practice Beispiele, die zeigen, wie und warum ökologische Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen.
Gerade im Austausch mit Unternehmen wird auch die Expertise von Lara Köck genutzt. Die privat als Prokuristin tätige Landtagsabgeordnete widmet sich seit Jahren dem Energiesektor, dem Ausbau der Erneuerbaren und der dafür notwendigen Netze. Seit bald zwei Jahren mit ihr im steirischen Landtagsklub der Grünen: Bundesrätin Maria Huber. Die Umwelttechnikerin und erfolgreiche Geschäftsführerin eines mittelständischen Apparate- und Anlagenbauunternehmens in der Weststeiermark bringt eine entscheidende Perspektive ein. In ihrer Arbeit spiegelt sich der Anspruch der Grünen wider, den wirtschaftlichen Wandel nicht nur zu konzipieren, sondern aktiv zu gestalten und zu begleiten.
Die Regierungsbeteiligung der Grünen auf Bundesebene hat nicht nur eine grüne Wende in der Klimapolitik eingeleitet, sondern auch ihre Rolle als treibende Kraft für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung gefestigt. Mit einem tiefen Verständnis für wirtschaftliche Prozesse und Herausforderungen übernehmen sie Verantwortung für Umwelt und Wohlstand. Dies ist auch in der Steiermark das erklärte Ziel, um den Wirtschaftsstandort und seine Arbeitsplätze für die Zukunft zu rüsten.