„Unser Wald hat Stress“
Wie kann der Wald in Zeiten des Klimawandels „klimafit“ gemacht werden? Welche Rolle spielt dabei der Wildverbiss und wie kann die Forstbehörde hier stärker eingreifen? Diesen Fragen widmeten sich die Grünen des Bezirks Südoststeiermark im Rahmen einer Podiumsdiskussion am vergangenen Dienstag im Einsatzzentrum Bad Gleichenberg.
Am Ende des Abends waren sich die Diskutant:innen und das Publikum einig: Der heimische Wald steht aufgrund des Klimawandels und anderer Stressfaktoren vor enormen Herausforderungen. Es brauche die verstärkte Zusammenarbeit aller beteiligten Akteur:innen, um ihn klimafit zu machen bzw. zu halten. „Unser Wald hat Stress. Wir brauchen jetzt einen Schulterschluss aller Beteiligten, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Die Zeit drängt, angesichts der sich beschleunigenden Klimakrise müssen wir handeln“, fand der Forstsprecher der steirischen Grünen LAbg. Andreas Lackner mahnende Schlussworte.
Lackner war einer von fünf Gästen auf dem Podium, wo – moderiert von der Grünen Gemeinderätin Marianne Müller-Triebl – ein intensiver Meinungsaustausch stattfand. Der Forstexperte Heimo Schodterer vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) hielt einen Impulsvortrag und wies auf den Einfluss des Wildes auf die Waldentwicklung hin. Der Wildverbiss mache dem heimischen Wald seit Jahrzehnten zu schaffen, vor allem die klimafitten Waldbaumarten wie Tanne oder Eiche würden darunter leiden.
Bezirksförster Otwin Bein stimmte der Einschätzung des Forstexperten zu und forderte eine stärkere Einbindung der Forstbehörde in die Abschussplanung. Marion Kranabitl-Sarkleti, Geschäftsführerin der Steirischen Landesjägerschaft, wies auf verschiedene Stressfaktoren für Wald und Wild hin, darunter die zunehmende Nutzung des Waldes als Freizeitort. Dies wiederum führe zu starken Nutzungskonflikten mit der Jagd und der Forstwirtschaft.
Valentin Krenn, Waldbesitzer und Obmann des Vereins Naturwald Steiermark, erklärte, dass er seinen Wald eingezäunt habe, um die natürliche Baumverjüngung ohne Wildverbiss zu ermöglichen. Krenns Fazit: „Mein Wald ist klimafit!“
Lackner unterstrich die Bedeutung der Mariazeller Erklärung, die vor über zehn Jahren von Vertreter:innen der Jagd, der Forstwirtschaft und der Wissenschaft mit dem Ziel unterschrieben wurde, den Problemen des klimafitten Waldes mit konkreten Zielformulierungen entgegenzuwirken. „Die Probleme des klimafitten Waldes sind leider auch heute noch die gleichen – und wir werden sie nie in den Griff bekommen, wenn uns nicht der Schulterschluss aller Beteiligten gelingt.“ Lackner erneuerte in diesem Zusammenhang die Forderung der Grünen nach einer Novellierung des Jagdgesetzes. „Die Landesregierung muss das öffentliche Interesse an einem fachgerechten Wald-Wild-Management stärken und das steirische Jagdgesetz in diesem Sinne reformieren.“ Ein entsprechender Antrag der Grünen wurde von ÖVP und SPÖ in einem Unterausschuss geparkt. Bearbeitung ungewiss.