Grüne Kritik am Schießstattwald-Kahlschlag
In Gleisdorf müssen 12.000 Quadratmeter Wald und 23 geschützte Tierarten einer Wohnanlage weichen. Kritik an Bürgermeister Christoph Stark und Umweltlandesrätin Ursula Lackner.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren haben die steirischen Grünen und die Bürger:innen-Initiative “Wald statt Beton” mit vollem Einsatz für den Erhalt des Gleisdorfer Schießstattwaldes gekämpft. Zuletzt wurde sogar ein Artenschutzverfahren angestrebt, nachdem Wissenschaftler:innen der Universität Graz 300 Tierarten im Wald entdeckt hatten. 23 davon sind in der Steiermark geschützt, drei Arten EU-weit. Doch trotz intensiver Bemühungen und über 10.000 unterstützender Bürger:innen zeigt sich heute die traurige Realität: Der Wald wurde heute morgen gerodet. Ein bedeutendes Stück Natur und Naherholungsraum ist damit unwiederbringlich zerstört. Das 12.000 Quadratmeter große Areal muss einer Wohnanlage der ÖWG weichen.
„Schweres Versagen bei Gleisdorfs Bürgermeister Stark“
LAbg. Lambert Schönleitner, Kontrollsprecher der steirischen Grünen, ortet beim Gleisdorfer ÖVP-Bürgermeister Christoph Stark ein schweres Versagen: „Auch wenn die Rodung rechtens ist: Realpolitisch wäre Bürgermeister Stark nach dem großen Widerstand der Bürger:innen in der Pflicht gewesen, hier gegenzusteuern. Als Bürgermeister und zuständige Behörde hätte er mit dem Instrument der aktiven Bodenpolitik nachhaltig eingreifen und das Grundstück in Gemeindebesitz übernehmen können. Von der ÖWG gab es diesbezüglich positive Signale und auch die Initiative ‚Wald statt Beton‘ hätte mit ihrem Crowdfunding-Projekt und mit Mitteln des Biodiversitätsfonds in wenigen Wochen kräftig beisteuern können. Das wollte der Bürgermeister offenbar nicht: Er hat heute symbolisch die Motorsägen angeworfen“, so Schönleitner, der in diesem Zusammenhang auch Starks Rolle in der Causa kritisiert: „Hier gab es eine Interessenlage, die kritisch zu hinterfragen ist, zumal der Bürgermeister selbst lange Zeit im Vorstand der ÖWG vertreten war. Dass am Tag der Rodung eine Presseerklärung zum Wohnprojekt ins Haus flattert, die der Bürgermeister gemeinsam mit dem Projektwerber macht, zeugt jedenfalls von wenig Bewusstsein in Bezug auf Unvereinbarkeiten.”
„Gleisdorf diesen Wald dringend gebraucht“
Die Grüne Vizebürgermeisterin von Gleisdorf, Katharina Schellnegger, bedauert den Verlust: „Im Lichte des immer spürbarer werdenden Klimawandels hätte Gleisdorf diesen Wald dringend gebraucht und es hätte die Chance gegeben, ihn zu retten. Heute sind sowohl der Wald als auch die Chance den Motorsägen zum Opfer gefallen.” Schellnegger stellt weiters klar: „Es ist wichtig zu betonen, dass es in Gleisdorf keine Wohnungsnot gibt. Zahlreiche Bauprojekte sind in Planung oder bereits in Umsetzung. Es gab also keine zwingende Notwendigkeit, dieses Naturjuwel zu roden.“
"Raubbau an der Natur"
Hans Fischer, Sprecher der Initiative “Wald statt Beton” verurteilt den Raubbau an der Natur: „Über 10.000 Bürger:innen haben sich für den Erhalt dieses Waldes stark gemacht. Im November haben wir eine Petition mit diesen Unterschriften an Umweltlandesrätin Ursula Lackner übergeben. Heute müssen wir mit Bedauern feststellen, dass wir nicht ernst genommen wurden. Die Untätigkeit der Landesregierung ist erschütternd und die Rolle von Landesrätin Lackner in diesem Prozess äußerst enttäuschend. Es fehlte an einer ernsthaften Berücksichtigung des Artenschutzverfahrens und an einer angemessenen Reaktion auf die Sorgen der Bürger:innen. Das ist ein klarer Bruch mit dem Versprechen, Natur und Umwelt zu schützen.“
Abschließend zeigt diese Causa exemplarisch die problematische Ausrichtung der Bodenpolitik in der Steiermark. Der Verlust des Schießstattwaldes steht stellvertretend für eine fehlgeleitete Entscheidungsfindung, bei der ökologische Anliegen und langfristige ökologische Folgen zu wenig Gewicht haben.