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12.09.2023 News

Grü­ne orten „Pri­vi­le­gien“ für Großin­ves­to­ren im Wein­bau

Nahaufnahme einer Weinrebe mit Weintrauben darauf

Einzigartige Südsteiermark braucht stärkeren Schutz

In einer aktuellen Anfrage der Grünen an Landesrat Hans Seitinger zur Vergabe von Auspflanzungsrechten im Weinbau wurden viele Fragen nur unzureichend beantwortet. Die spärlich vorgelegten Zahlen lassen aber den Schluss zu, dass die derzeitigen Vergabekriterien einseitig Großbetriebe bevorzugen. Die Grünen wollen nun erreichen, dass der Weinbaukataster in Zukunft jährlich aussagekräftig und transparent im Internet veröffentlicht wird.

"Wir müssen bei den Auspflanzungsrechten zu einem transparenten Regelwerk kommen. Die Kritik regional verankerter Weinbaubetriebe ist völlig berechtigt."
Lambert Schönleitner, Grüner Kontrollsprecher

Schönleitner kann die Zurückhaltung von Agrarlandesrat Seitinger in der Frage der Transparenz bei den Auspflanzungsrechten im steirischen Weinbau nicht nachvollziehen. „Die Geheimniskrämerei um neue Flächen ist seltsam – und die Frage ist: Wem nützt sie? Es muss doch unser gemeinsames Anliegen sein, die kleinstrukturierte Bewirtschaftung zu stärken und zu schützen, die eine ganz wesentliche Grundlage für die Einzigartigkeit der Landschaft und damit auch für den Qualitätstourismus ist. Die Kritik vieler kleinerer Weinbaubetriebe, dass es sich ‘die Wolfs, Kilgers und Tements richten können’, ist unüberhörbar.”

Ernüchternde Antworten

Konkret zur Anfragebeantwortung: Bei forstlichen Fragen und bei Fragen zu den Weinanbauflächen der steirischen Winzer:innen blieb Agrarlandesrat Hans Seitinger vage. Aus den Informationen lässt sich aber herauslesen, was vielerorts vermutet wird: „Wir haben Regelungen, die nur vorgeben, die kleinen Weinbaubetriebe zu stärken. Die statistischen Zahlen in der Anfragebeantwortung beweisen das Gegenteil. Seit Inkrafttreten der neuen Verordnung ist die durchschnittliche Betriebsgröße der Weinbaubetriebe, die Neuanpflanzungen erhalten haben, deutlich gestiegen. Das legt die Vermutung nahe: Die Großen können es sich richten, wie sie wollen. Dazu passt, dass die behördlichen Entscheidungen über die Vergabe der Auspflanzungsrechte hinter verschlossenen Türen getroffen werden”, kritisiert Schönleitner.

"Wenn Landesrat Seitinger die kleinen Landwirtschaftsbetriebe so wichtig sind, muss er die Bewertungskriterien ändern."
Lambert Schönleitner

Auswärtige Investoren im Vorteil

So spielt es derzeit keine Rolle, ob die Antragsteller:innen ihren Hauptwohnsitz in der jeweiligen Gemeinde haben. Dies öffnet auswärtigen Investoren Tür und Tor, Flächen an sich zu raffen.
Auch die Wirtschaftlichkeit der Investition spielt bei der Vergabe keine Rolle. Das bedeutet, dass Großinvestoren mit viel Geld neue Weingärten auch unter unwirtschaftlichen Bedingungen in die Landschaft pressen können. Schönleitner dazu: „Wer sich eine ganze Armada an Schubraupen und Baggern leisten kann, ist hier der König.“

Bio und Ökologie haben keine Bedeutung

Das Ziel, den Anteil an Bioflächen zu erhöhen, wird nur halbherzig verfolgt. Aus der Anfragebeantwortung geht hervor, dass der Bioanteil bei Neuauspflanzungen im Jahr 2023 bei 17 Prozent lag. „Wenn Landesrat Seitinger den naturnahen, biologischen Weinbau forcieren will, wie er immer wieder betont, dann müssen Bio-Neupflanzungen bei der Vergabebewertung wesentlich stärker berücksichtigt werden“, fordert Schönleitner.

Ökologische Gesichtspunkte werden völlig außer Acht gelassen, der Ursprungsbewuchs spielt keine Rolle. Wertvolle Streuobstwiesen und die immer seltener werdenden Mischwälder müssen den Weingärten weichen. Die Folgen sehen wir im Fall Tement am Graßnitzberg.

Unterm Strich bleibt: „Die Großen werden größer, die Kleinen schauen durch die Finger. Wir werden darauf drängen, dass die derzeitige Verordnung überarbeitet wird. Die derzeitigen Regelungen führen jedenfalls zu einem Ergebnis, das den gesetzten Zielen widerspricht“, so Schönleitner abschließend.

Ergänzende Unterlagen

Redaktion Die Grünen Steiermark
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